(Quelle: „KURZ.KNAPP. Elterninfo“. Materialien für Eltern von Babys (0-1 Jahr) und Kleinkindern (1-3 Jahre). BZgA 2011)
» Faltblatt „Die kindliche Entwicklung“ .
Wussten Sie…
…dass Neugier und Erkundungsdrang „Motor“ der kindlichen Entwicklung sind?
Kinder sind von Geburt an neugierig. Sie wollen mitbekommen, was um sie herum passiert, und versuchen zu verstehen, was das mit ihnen selbst zu tun hat.
…dass sich kindliche Neugier nicht beliebig wecken lässt?
Was ein Kind interessiert und worauf es neugierig ist, hängt häufig davon ab, welche Fähigkeiten gerade heranreifen. Wenn es z.B. gerade sicher frei gehen kann, interessiert es sich brennend dafür: Wie geht und rennt es sich auf einer Wiese, auf Waldboden, im Sand, auf Pflastersteinen oder Gehwegplatten.
…dass Spielen und Lernen eins sind für Kinder?
Im Spiel erkunden und erforschen Kinder, wie etwas beschaffen ist, ob Dinge z.B. gleich oder verschieden sind. Sie machen sich mit alltäglichen Gegenständen vertraut und finden auf einem manchmal etwas schwierigen Weg von Versuch und Irrtum heraus, wie etwas zusammenhängt oder funktioniert.
…dass Kinder nicht ständig neue Angebote und jede Menge Abwechslung brauchen?
Wenn die Anregungen altersgemäß und interessant sind, ist weniger oft mehr. Einfache Spielsachen aus Holz oder Kunststoff sind meist wesentlich besser geeignet als technisches oder elektronisches Spielzeug, das z.B. auf Knopfdruck Töne von sich gibt, fährt oder läuft.
…dass Eltern immer Vorbild für Ihr Kind sind – im Guten wie im Schlechten?
Kinder gucken sich vor allem bei Vater und Mutter vieles ab und machen es nach – wie sie etwas tun, aber auch, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten.
…dass Sie Ihrem Kind durch Erklären und Zeigen manches Lernen erleichtern können, ihm aber nicht das eigene Ausprobieren und Üben nehmen sollten?
Alles was Sie Ihrem Kind zeigen, kann es nicht mehr selbst entdecken!
Die Entwicklung unterstützen
Die 5 wichtigsten Tipps
- Geben Sie ihrem Kind genügend Zeit und Gelegenheit, nach eigener Lust und Laune zu spielen und sich zu bewegen.
- Versuchen Sie nicht, Ihrem Kind etwas beizubringen, wozu es noch nicht bereit ist.
- Bestärken und loben Sie Ihr Kind, wenn es etwas von sich aus und selbst machen möchte.
- Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, das, was es kann, im Alltag anzuwenden.
- Lassen Sie Ihr Kind ruhig auch einmal enttäuscht sein. Kinder müssten lernen mit Enttäuschungen und Rückschlägen umgehen zu können und sich durch sie nicht entmutigen zu lassen.
Was Ihr Kind vielleicht schon kann
Wichtige Entwicklungsschritte von 0 – 3 Jahre
In den ersten Lebensjahren entwickeln Kinder ihre körperliche Beweglichkeit, ihr Denken, sie lernen sprechen und mit anderen Menschen umzugehen. Jedes Kind tut dies auf seine ganz persönliche Art und in seinem eigenen Tempo. Die Übersicht in diesem Faltblatt kann deshalb nur Anhaltspunkte bieten für die wichtigsten Entwicklungsschritte in den ersten 3 Jahren.
3 Monate
Beweglichkeit (Körpermotorik):
- Auf dem Bauch liegend und im Sitzen kann das Baby den Kopf halten.
Greifen/Hand- und Fingerfertigkeiten:
- Das Baby bringt beide Hände über der Körpermitte zusammen und spielt mit den Fingern beider Hände.
- Es kann kleines Spielzeug schon kurz festhalten.
Denken:
- Das Baby verfolgt mit den Augen ein Spielzeug, das vor seinen Augen langsam hin und her bewegt wird.
Sprechen/Gebärden und Verhalten:
- Wenn Vater oder Mutter es von der Seite her ansprechen/angebärden, wendet das Baby den Kopf nach der Stimme. Es „schnalzt“ und gurrt vergnügt „rrr,grrr…“
Sozialverhalten:
- Das Baby freut sich und lächelt zurück, wenn es angesprochen, gekitzelt, gestreichelt oder hochgenommen wird.
6 Monate
Beweglichkeit (Körpermotorik):
- Wenn das Baby auf dem Rücken liegt, bewegt es beide Arme und Beine gleich gut.
- Es kann eigenständig seinen Körper drehen – erst zur Seite, dann vom Bauch auf den Rücken und schließlich umgekehrt.
Greifen/Hand- und Fingerfertigkeiten:
- Das Baby kann gezielt nach etwas greifen, ergreift kleinere Spielsachen mit einer Hand und legt sie dann in die andere.
Denken:
- Das Baby steckt Spielzeug und andere Dinge, die es greifen kann, in den Mund, lutscht und nagt daran herum.
- Es beobachtet aufmerksam, was in seiner Umgebung passiert.
Sprechen/Gebärden und Verstehen:
- hörende Babys: Das Baby wendet den Kopf und Körper nach interessanten und bekannten Geräuschen. Es „antwortet“ quietschend, brummend, kreischend, flüsternd mit „a“ und „i“ wenn es angesprochen wird
Sozialverhalten:
- Das Baby sucht von sich aus Blickkontakt mit Vater oder Mutter und lacht sie dabei gerne an.
- Es lacht, gibt verschiedene Laute von sich, strampelt mit den Armen und Beinen, wenn mit ihm gespielt wird.
12 Monate
Beweglichkeit (Körpermotorik):
- Das Kind kann sicher frei sitzen, ohne sich mit den Händen abzustützen.
- Es krabbelt oder rutscht vorwärts und/oder rückwärts oder geht bereits mit Festhalten an Möbeln oder Wänden entlang.
Hand- und Fingerfertigkeiten:
- Das Kind greift kleine Gegenstände (Fusseln, Körnchen, Linsen…) mit den Kuppen von Daumen und Zeigefinger („Pinzettengriff“)
- Es kann mit beiden Händen einen Ball fassen.
Denken:
- Das Kind schaut Dinge, die es in den Händen hält, genau und aufmerksam an.
- Es sucht und findet sein Spielzeug, das vor seinen Augen versteckt wurde.
Sprechen/Gebärden und Verstehen:
- Das Kind versteht etwa 50 – 100 Wörter/Gebärden und kleine Verbote („nein, nein“) und Aufforderungen („Macht mal bitte den Mund auf“, „Gib mir doch den Ball“).
- Hörende Kinder: Es spricht deutlich „ba – ba“, „ga-ga“ und erste Wörter/Gebärden wie „Mama“, „Papa“ oder etwa „nam-nam“ für Essen, „wau-wau“ für Hund.
Sozialverhalten:
- Das Kind nimmt von sich aus Kontakt mit anderen auf, es lacht z.B. andere Kinder an.
- Es unterscheidet in seinem Verhalten deutlich zwischen vertrauten und ihm fremden Personen.
2 Jahre
Beweglichkeit (Körpermotorik):
- Das Kind geht frei und sicher allein.
Hand- und Fingerfertigkeiten:
- Das Kind kritzelt auf Papier. Den Malstift hält es dabei meist mit der Faust.
Denken:
- Das Kind spielt kleine Rollenspiele mit Puppen, Spieltieren, stapelt Bauklötzchen.
- Wenn es etwas nicht hat, kann es sich deinen Gegenstand einfach denken oder eine anderer Gegenstand bekommt dessen Bedeutung („So-tun-als-ob“-Spiel: Der Schuhkarton wird zum Auto).
Sprechen/Gebärden und Verstehen:
- Das Kind erkennt und benennt Bilder in einem Bilderbuch und betrachtet sie genau.
- Es zeigt auf Augen, Nasen, Ohren, Mund, wenn es jeweils danach gefragt wird.
- Es spricht/gebärdet 50 – 200 Wörter (ohne Papa und Mama): „wau-wau“, „Ball“, „Licht“ und versteht kleine Anweisungen oder Aufträge, die es kennt („Gib mir bitte…“, „Hol mir bitte…“).
- Es beginnt Zweiwortsätze zu sprechen/zu gebärden: „Mama spielen“, „Niklas müde“ und erste Fragen.
Sozialverhalten:
- Das Kind wünscht und liebt Kontakt zu anderen Kindern.
- Es kann sich für etwa 20 Minuten selbst beschäftigen, auch wenn Vater oder Mutter nicht im selben Raum, aber in der Nähe sind.
- Es versteht einfache Gebote und Verbote und beachtet sie mehr oder weniger.
3 Jahre
Beweglichkeit (Körpermotorik):
- Das Kind rennt schnell und sicher. Hindernisse in seinem Weg umsteuert es geschickt.
- Es lernt Dreirad oder Laufrad fahren.
Hand- und Fingerfertigkeiten:
- Das Kind blättert Bilderbuchseiten einzeln und richtig mit 2 Fingern um.
- Es kritzelt gerade Striche, vielleicht auch schon kreisförmige Linien. Es hält den Stift in der Faust.
Denken:
- Das Kind spielt für sich und mit anderen Kindern kleine „Rollenspiele“ (Kaufladen, Familie, Erlebtes).
- In einem Bilderbuch erkennt es Tiere, Pflanzen und alltägliche Tätigkeiten.
Sprechen/Gebärden und Verstehen:
- hörende Kinder: Das Kind hört gerne Kinderreime und kann sie zum Teil auswendig.
- Es spricht/gebärdet kleine Sätze mit 3 -6 Wörtern und kann ohne Probleme ausdrücken, was es möchte, wie es sich fühlt oder was es nicht mag.
- Es kann mit wachsender Begeisterung Fragen stellen: „Warum ist Oma weg?“, „Wo ist das Kind?“ (Fragealter: Wer, wie, was, warum?).
Sozialverhalten:
- Das Kind will gern und häufig von sich aus bei Haus- und Gartenarbeiten mithelfen.
- Es kann für einige Stunden allein bei gut bekannten Personen bleiben, denen es vertraut.
Gut zu wissen
Mehr zur kindlichen Entwicklung unter: www.kindergesundheit-info.de
Fragen beantwortet auch gern Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt.