Da die Verständigung mit gehörlosen Patienten in der Regel etwas mehr Zeit benötigt, sollten Sie bei der Beratung oder Behandlung diese Zeit einplanen. Klären Sie vorab, wie der Patient kommunizieren möchte: in Gebärdensprache mittels Dolmetscher, schriftlich oder durch Lippenlesen und Sprechen.
Deutsche Gebärdensprache (DGS)
Gebärdensprachen sind eigenständige und vollwertige Sprachen. Sie besitzen eine eigene Grammatik, die sich grundlegend von der gesprochener Sprachen unterscheidet. Anders als Lautsprachen, bei denen mithilfe der Sprechorgane akustische Signale produziert werden, verwenden Gebärdensprachen manuell-gestische Signale, die durch Handzeichen, Bewegung, Mimik und Körperhaltung erzeugt werden. Lautsprache wird auditiv über das Ohr wahrgenommen, Gebärdensprache hingegen visuell. Gebärdensprachen sind nicht universal, sondern unterscheiden sich von Land zu Land. In Deutschland gebärdet man DGS. Seit 2002 ist die DGS als eigenständige Sprache in Deutschland anerkannt, und hörbehinderte Menschen haben das Recht, sie in der Kommunikation mit Behörden und Ärzten anzuwenden.
Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG)
Zu unterscheiden ist die DGS von Lautsprachbegleitenden Gebärden, die jedes gesprochene Wort mit einer Gebärde begleiten und somit das Verständnis der Lautsprache visuell unterstützen. LBG sind keine eigene Sprache, sondern sie folgen im Aufbau dem gesprochenen Deutsch. LBG sind als Kommunikationsform anerkannt.
Gesprochenes Deutsch
Das Erlernen der Lautsprache ist für Gehörlose prinzipiell möglich. Die Aussprache bleibt aber aufgrund der nicht vorhandenen Kontrollfunktion des Gehörs stets etwas undeutlich. Für hörende Menschen klingt sie oft ungewohnt oder gar unverständlich. Um ihr Gegenüber zu verstehen, müssen hörbehinderte Menschen das Gesagte vom Mund ablesen. Dabei sind nur etwa 30 Prozent des Gesprächsinhaltes wirklich über das Mundbild erfassbar, die restlichen Informationen müssen aus dem Kontext erschlossen werden! Für die Betroffenen ist diese Form der Kommunikation sehr anstrengend. Häufig sind Missverständnisse die Folge.
Geschriebenes Deutsch
Das geschriebene Deutsch bleibt für viele Gehörlose nur eingeschränkt zugänglich. Das Erlernen der Schriftsprache gleicht eher dem einer Fremdsprache und die Lese- und Schreibkompetenz gehörloser Menschen bleibt häufig eingeschränkt. Viele Gehörlose haben Schwierigkeiten, Texte zu lesen und zu verstehen und fühlen sich daher in der schriftlichen Kommunikation oft unwohl.
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